Ich versuche, mal hier in einer Nachricht auf die verschiedenen Aspekte einzugehen.SoulSeeker hat geschrieben: Do 30. Nov 2023, 08:56 Für mich macht es u. a. aus, dass man ohne Anlass und ungezwungen das Bedürfnis hat mit diesem Menschen Zeit zu verbringen oder etwas zu teilen UND das Gegenüber das zulässt und auch ermöglicht. Man sich selbst genügt (also diese zwei Menschen) und sich z. B. nicht immer noch zusätzlich mit einer Gruppe treffen muss oder eine "dringende" Aktivität oder Anlass braucht um etwas zu tun, zu reden oder was auch immer. Und das ist seit langem sehr selten der Fall - es scheitert einfach fast durchgängig an der Bereitschaft bzw. der Inkompatibilität meinerseits oder des Gegenübers. Ich weiß nicht ob ich das schon wieder zu komliziert erkläre :(
(Aber evtl. hilft ein Beispiel: Wollte mit jemandem den ich nett und sympatisch finde auf den Weihnachtsmarkt demnächst - die Einladung wurde allerdings mehr oder weniger "umgeleitet", ob ich nicht einfach an einem anderen Tag dorthin kommen will, da ist man mit Gruppe XYZ da und kann sich zusammen treffen *ächz* ... nein - danach ist mir nicht. Ich brauche und möchte oft diese "Gruppentreffen" nicht - wo man immer mit anderen - überwiegen extrovertierten Menschen konkurriert und selbst wenn es irgendwie nett ist - nie zu Wort kommt bzw. sich nicht aufdrängen oder dazwischenquatschen möchte und viele Leute so dominant sind, dass man sich in der Gruppe nur als überflüssige Schießbudenfigur fühlt.)
1. "Etwas ohne Anlass (mit-)teilen zu wollen". Das ist noch ein guter Aspekt, den du ergänzt hast und den ich genauso unterschreiben würde.
Ich fand deine Erklärung übrigens gut verständlich. :) Auch in deinem Beispiel finde ich mich wieder. Wie bist du mit dem Weihnachtsmarkttreffen dann umgegangen, hast du direkt kommuniziert, dass dir nicht nach einem Gruppentreffen ist?
Mir passiert sowas auch immer mal, den Umgang damit finde ich persönlich als schwierig. Mein Mann und ich haben gute Wanderkumpel, ein "befreundetes" Pärchen (also für meinen Mann fallen sie unter die Definition "Freunde", ich definiere das als "gute Bekanntschaft"), die auch gern mal noch weitere ihrer befreundeten Pärchen einladen. Aus einer Aktion zu viert wird dann schnell mal eine größere Gruppe mit 8 Leuten. Beim Wandern ist das jetzt wirklich noch okay, da kann ich auch in einer Gruppe wunderbar für mich sein oder es ergeben sich Zweiergespräche. Aber ansonsten fällt es mir schwer, auf solche "Überraschungen" oder Ankündigungen "das ist doch kein Problem, wenn noch x und y dazustoßen?" zu reagieren.
Und über deinen Satz mit dem Kater musste ich schmunzeln. Ich verstehe das TOTAL! Ich habe einen rüstigen Seniorkater, der mit all seinen Macken und Schrulligkeiten einfach ein großartiges Wesen ist. Generell sind Tiere und Natur allgemein für mich auch oft sehr viel wertvollere Begegnungen, als Menschen. Ich könnte im Sommer stundenlang beobachten und mich damit beschäftigen, welche Bienenarten im Garten welche Pflanzen bevorzugen oder welche neuen Insekten so unterwegs sind, die ich noch nicht kenne, welche Vögel diese anlocken und wie verschiedene Pflanzen zusammenwirken, an welchen Standorten sie ideal sind und so ganze Ökosysteme aus diesem Zusammenspiel entstehen... Aber erkläre das mal einer fremden Person im Smalltalk.
2. Der Freund, der zu viel Kontakt einfordert.
Mehrere Abende pro Woche ist schon wirklich ein hohes Kontaktpensum, es liest sich schon regelrecht erdrückend. Manchmal prallen so unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen aufeinander, dass es wirklich schwierig ist, beiden Seiten gerecht zu werden und eine Balance zu finden. Denkst du, die Beziehung hat die Chance, wieder vorsichtig "aktiviert" zu werden?
3. Das Vermissen der Intensität früherer Freundschaften.
Wenn ich das jetzt so lese, finde ich, dass du eigentlich etwas ganz Wundervolles beschreibst! Diese Erfahrungen gemacht haben zu dürfen, ist an und für sich doch richtig besonders und schön. Auch wenn es gleichzeitig schmerzhaft ist, dieses Vermissen.
Ich bin sicher, dass es wieder gelingen wird, etwas Ähnliches noch einmal aufzubauen - auch wenn es wirklich Arbeit (im Sinne investierter Energie und Zeit) bedeutet und mit vielen Enttäuschungen verbunden ist. Man muss es eben doch immer wieder neu versuchen, ohne zu wissen, was kommt.
4. "Ich glaube umfassend kennt mich aktuell wohl wirklich niemand."
Das ist eine spannende Aussage, da würde ich gern etwas nachhaken. Wie definierst du für dich dieses "umfassend kennen"?
Kann einen ein anderer Mensch überhaupt "so richtig" kennen?
Den meisten Menschen geht ja immer irgendwie ein Teil ab, der einen ausmacht. Also mich kennt sicherlich mein Mann am umfassendsten von allen Menschen. Zeitlich gesehen, weil wir uns jetzt schon eine Zeit lang kennen und unsere Leben miteinander teilen. Trotzdem ist er z.B. nicht Teil meiner Erfahrungen im beruflichen Umfeld oder mancher Freizeitbeschäftigungen. Klar teilen wir unsere Erlebnisse, Gedanken usw., aber das ist ja dann immer schon einmal gefiltert durch meine Wahrnehmung und meine Worte, mit denen ich erzähle. Er kennt also eher das Bild davon, wie ich mich in meiner Arbeit sehe oder sehen will - während meine Arbeitskolleg*innen mich ja unmittelbar erleben und mein Arbeits-Ich eben halbwegs umfassend kennen, aber auch nur das Arbeits-Ich der aktuellen Stelle und nicht die älteren Arbeits-Ichs, die ich aus früheren Jobs und Erfahrungen in mir trage.... Jetzt muss ich gerade an eine Matroschka denken und dass eigentlich hinter jeder Version von einem selbst wieder eine andere Version steckt.
(Hilfe, jetzt habe ich mich eventuell in meinen eigenen Gedanken verlaufen...)